Ihrem Namen bleiben die „Patriotischen Europäer“ treu, die jüngsten islamistischen Terroranschläge scheinen die Bürgerbewegung zu bestätigen. Doch kann sie von den Ereignissen profitieren? Angesichts der am Montagabend vernommenen Redebeiträge fragt sich der unvoreingenommene Betrachter: Gibt es bei PEGIDA – außer einer alles dominierenden  Islamophobie – überhaupt noch ein weiteres Thema? Und wenn doch: Was will man dem als Grundübel ausgemachten Islam überhaupt entgegensetzen?
„Unsere Kultur und Werte“, von Lutz Bachmann abermals beschworen, bleiben ein schwammiger, fragwürdiger Begriff – gerade dann, wenn der Vorsitzende „alle Schwulenverbände“ und „alle Frauenrechtlerinnen“ einlädt, um gemeinsam mit PEGIDA den Islam zu bekämpfen. Ist also die „alte“ BRD gemeint, die von Helmut Kohl, aber auch von Angela Merkel, bevor jedenfalls der Wutbürger erkannt haben wollte, dass es mit dem bequemen Leben eines Tages vorbei sein könnte?
Oder doch die DDR, wie jedenfalls „Petra“ als zweite Rednerin glauben machte, deren Thesen vor 30 Jahren in jedes Parteilehrjahr gepasst hätten. Auch die darauf folgenden Tiraden Michael Stürzenbergers führten nicht weiter, erschöpften sich in unfruchtbaren und ahistorischen Vergleichen: Islam, Faschismus, Erdogan, Hitler; das Publikum empört sich dazu in eingeübten Reflexen. Reflexhaft auch der verbale Austausch mit den in der Innenstadt aufgestellten Antifa-Grüppchen, während des Umzugs. „Nationalismus raus aus den Köpfen“, heißt es auf den Spruchbändern der einen, „Faules Pack“ kontert die vorbeischlappende Generation 50-plus. Deren Wut wirkt authentisch, und das aus gutem Grund.
22 Monate ziehen die Pegidianer jetzt um die Blöcke, um allwöchentlich zu vernehmen, dass die düsteren Vorhersagen der Anfangszeit um ein Weiteres übertroffen worden seien. Den eigentlichen Bürger, den Mittelschichtler, haben sie trotzdem niemals erreichen können. Der hält sich lieber zurück, ist saisonbedingt „in Urlaub“ und auch sonst wohl eher bestrebt, seinen Frieden mit der Politik der Bundesregierung zu machen.
Während die „Spaziergänger“ also Einsatz zeigen, Opfer bringen und im Streit mit ihren Familien, Freunden oder Arbeitskollegen Nerven lassen, gibt es vom Podium Worthülsen, rhetorische Kraftmeierei und sehr viel heiße Luft. Immerhin begleitet die Demonstranten jeden Montag das befriedigende Gefühl, sich empört – und dabei etwas für ihr Land getan zu haben. Doch haben sie das wirklich?