„Komplett unschuldig“, fühle sich Bachmann, der unlängst wegen Volksverhetzung und Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz zu Geldstrafen verurteilt worden war, in eigener Sache. „Auf dringendes Anraten“ seiner Anwältin habe Bachmann den dbzgl. Strafbefehl - akzeptiert, obwohl er dazu ein „völlig anderes Rechtsverständnis“ habe. Die Geschichte wirkt abstrus, aber ist Bachmann gut beraten, wenn er ausgerechnet sein Verhalten um die verunglückte Wutrede des damaligen Festredners Akif Pirincci im Oktober 2015 zum öffentlichen Thema macht? Pirincci hatte bei der Gelegenheit mit wüsten Angriffen auf Regierung und Muslime provoziert, war zunächst bewußt mißverstanden („KZ-Passage“) und 2017 in Dresden wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Und nun eben auch Bachmann, da er das Geschehen gefilmt und ins Internet gestellt habe. Angeblich um zu beweisen, daß er, Bachmann, die Rede damals abgebrochen hätte und „solche Dinge“ auf der PEGIDA-Bühne einfach nicht dulde. Doch ist Bachmann wirklich der Saubermann, als den er sich in dem Zusammenhang hinstellt? Was passierte wirklich, am 19. Oktober 2015, beim 1. PEGIDA-Geburtstag auf dem Dresdner Theaterplatz?
Die immerhin 15 000 – 20 000 „Geburtstagsgäste“ standen dicht an dicht, und kalt war es auch. Nach unzähligen Vorrednern, die anstatt der angekündigten europäischen Spitzenpolitiker das Publikum unterhalten mußten, dann der einzig namhafte „Gratulant“. Mag sein, daß die ätzenden Sentenzen Pirinccis nicht jedem gefielen, vor allem aber war sein nuschelnder Sprechstil nur schwer zu verstehen. Und richtig, die hinteren Reihen wurden zunehmend unruhig, erste Rufe „Aufhören“ drangen nach vorn. In der Situation sprang Bachmann nicht etwa dem Redner bei, und stellte sich wie ein Mann hinter seinen Gast. Nein, der PEGIDA-Gründer bekam kalte Füße und brach kurzerhand ab. Anderntags glaubte er sich nochmal von Pirincci auf Facebook distanzieren zu müssen. „Die Erinnerung malt mit goldenem Pinsel“, wissen die Chinesen. Weiß Bachmann überhaupt, daß er unablässig pöbelt? Pirincci tut das auf seine Art wohl auch, nur beweist der Wortakrobat mit Migrationshintergrund literarisches Können mit Witz und überraschenden Pointen. Insofern ist der Deutschtürke gerade ein Muster gelungener „Integration“ und allemal amüsanter, als der von Selbstüberschätzung gezeichnete Vereinschef selbsternannter Abendlands-Verteidiger.