Crystal-Hochburg ist nach den aktuellen Zahlen der SLS immer noch Dresden. In der Landeshauptstadt ließen sich 2014 insgesamt 632 Abhängige behandeln. Schon vor vier Jahren gab es dort mit 372 Süchtigen die höchste Zahl an Crystal-Opfern. Das bedeutet einen Anstieg von rund 70 Prozent. Dicht hinter Dresden folgt Leipzig mit 593 Abhängigen, was einen Anstieg von 306 Prozent in den letzten vier Jahren bedeutet. Die Todesdroge ist allerdings nicht nur ein Problem in den Großstädten. Allein im Erzgebirgskreis zählten die Berater im letzten Jahr 522 Fälle, im Landkreis Zwickau 451 Fälle und im Landkreis Bautzen 388 Fälle. Die Zuwachsraten liegen hier zwischen 140 und 162 Prozent. Den höchsten Anstieg verzeichnet mit 320 Prozent der Landkreis Mittelsachsen, wo 2014 insgesamt 303 Fälle behandelt wurden.
Sachsen ist deshalb so stark von der Crystal-Seuche betroffen, weil das Land eine lange Außengrenze zu Tschechien hat. Die synthetische Droge wird im sächsisch-tschechischen Grenzgebiet erst produziert und dann auf den dortigen Asia-Märkten relativ offen verkauft. Bereits im Jahr 2011 zitierte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ ehemalige Crystal-Junkies aus einer Suchtklinik in Großrückerswalde mit Aussagen wie „Macht die Grenzen zu. Sonst wird unsere Jugend ausgelöscht“ oder „Bei mir auf dem Dorf, an der tschechischen Grenze, da nehmen es schon die Zwölfjährigen. Crystal wird einem nachgeworfen“.
Erst im letzten Jahr versprach Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU), der Crystal-Epidemie mit einem neu aufgelegten 10-Punkte-Plan beikommen zu wollen – sicherlich auch, um sein Profil als Law-and-Order-Politiker zu schärfen. Die Zahlen des nächsten Jahres werden zeigen, ob die Maßnahmen etwas bewirkt haben. Kritiker bezweifeln dies und fordern stattdessen die Wiedereinführung temporärer Grenzkontrollen oder ein Einwirken deutscher Politiker auf ihre tschechischen Kollegen, damit diese endlich dafür sorgen, dass die Drogenküchen und Umschlagplätze in Grenznähe von der Polizei ausgehoben werden.