Der „Spiegel“ sieht den medienwirksamen CDU-Austritt von Krah und sein nun folgendes AfD-Beitrittsgesuch offenbar als Teil einer gezielten Abwerbekampagne. Entsprechende Vermutungen hatte bereits der Dresdner CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Lämmel, dem Krah ursprünglich seinen Wahlkreis streitig machen wollte, geäußert. Maximilian Krah bestritt dies im Interview mit SACHSEN DEPESCHE und sprach von einer „Verschwörungstheorie“ (siehe: http://www.sachsen-depesche.de/interview/interview-mit-maximilian-krah-„man-muss-schnell-handeln,-wenn-man-schlimmes-verhindern-will“.html).Â
Nach Informationen des „Spiegel“ soll die AfD schon vor den Kommunalwahlen in Niedersachsen gezielt Funktions- und Mandatsträger der CDU angeschrieben haben, um sie zu einem Wechsel in ihre Partei zu bewegen. Während die Resonanz in diesem Fall nicht sonderlich groß gewesen sein soll, konnte man mit dem inzwischen weit über die Grenzen Sachsens hinaus bekannten Merkel-Kritiker Krah einen größeren Coup landen.Â
Wie aus Dresdner Unionskreisen zu hören ist, geht man davon aus, dass dieser Coup maßgeblich von dem früheren „Focus“-Redakteur und heutigen „Spin Doctor“ der AfD-Parteichefin Frauke Petry, Michael Klonovsky, der in engem Kontakt zu Krah stehen soll, eingefädelt wurde. Manche vermuten sogar, dass der in München lebende Klonovsky der eigentliche Spiritus rector hinter der Initiative cdu-austritt.de ist.Â
Der Schriftsteller und Journalist Klonovsky zählt neben dem Philosophen und früheren Sloterdijk-Assistenten Marc Jongen zu den prominentesten Beispielen für konservative Intellektuelle, die den Weg zur AfD gefunden haben. In dieser Liga spielt auch der ehemalige Vizechef der „Bild am Sonntag“, Nicolaus Fest, Sohn des Historikers, Hitler-Biographen und früheren FAZ-Mitherausgebers Joachim C. Fest.Â
Fest junior, der kürzlich in Berlin seinen Parteibeitritt verkündete, ist in der AfD allerdings nicht unumstritten. Sein leidenschaftliches Bekenntnis zur Westbindung und zum „Wunderwerk“ NATO stieß führenden AfD-Funktionären in den neuen Bundesländern und dem pro-russischen Bundesvorsitzenden der Jungen Alternativen (JA), Markus Frohnmaier, übel auf, seine während der Pressekonferenz vorgetragene Forderung nach Schließung aller Moscheen in Deutschland war selbst dem Berliner AfD-Chef Georg Pazderski zu radikal, so dass sich dieser davon umgehend distanzierte. Nicolaus Fest hält den Islam „weniger für eine Religion als eine totalitäre Bewegung“, die nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sei. Maximilian Krah hat hingegen mit Fest offenbar kein Problem. Auf Facebook veröffentlichte er am vergangenen Sonnabend ein im Berliner Traditionslokal „Wiener Beisl“ aufgenommenes gemeinsames Foto mit dem bekannten AfD-Neuzugang unter der Überschrift „Das helle Deutschland“.Â
In der sächsischen CDU befürchtet man derweil, dass das Beispiel Krahs Schule machen könnte – und weitere bekannte Unionspolitiker zur AfD wechseln. Dabei fällt immer wieder der Name Bettina Kudla. Die Wiederaufstellung der Leipziger CDU-Bundestagsabgeordneten gilt nach ihrem „Umvolkung“-Tweet als unsicher. Zwei innerparteiliche Konkurrenten machen ihr den Wahlkreis streitig. Sollte sie bei der Aufstellungsversammlung unterliegen, könnte sie versuchen, auf dem Ticket der AfD wieder ins Parlament einzuziehen. Bei der Leipziger AfD stünden ihr nach Informationen von SACHSEN DEPESCHE jedenfalls alle Türen offen.
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Sächsische Union befürchtet weitere prominente Übertritte
CDU-Dissident Maximilian Krah will der AfD beitreten
Dienstag, 11 Oktober 2016 14:33Dresden – Der Dresdner Rechtsanwalt und Initiator der Aktion cdu-austritt.de, Maximilian Krah, geht zur AfD. Der konservative CDU-Dissident will sich noch in dieser Woche mit dem Vorsitzenden des AfD-Kreisverbandes Dresden, Jürgen Schulz, treffen, um mit ihm die Modalitäten seines Beitritts besprechen. Seine von politischen Beobachtern erwartete Entscheidung begründete Krah gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ damit, dass er sich weiterhin politisch engagieren wolle und die AfD die einzige Partei sei, die den Kurs von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Migrationspolitik nicht mittrage.
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Das Neueste von Michael Krug
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